Das erste grosse Sozialwerk der Schweiz feiert Geburtstag

100 Jahre Suva

Das erste grosse Sozialwerk der Schweiz feiert Geburtstag

28. März 2018 agvs-upsa.ch – 100 Jahre Sozialpartnerschaft, 100 Jahre Kompromisse und Zugeständnisse zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Die Suva ist eine Erfolgsgeschichte. Am 1. April wird das erste grosse Sozialwerk der Schweiz 100 Jahre alt. Mit einer Medienkonferenz zwischen Bern und Spiez strichen die Suva-Verantwortlichen die grosse Bedeutung der Suva für den Werkplatz Schweiz hervor.


sco. Die Medienkonferenz fand im «blauen Pfeil» statt, einem 80-jährigen Oldtimer der BLS. Mit diesem Stück Eisenbahngeschichte fuhr die Gesellschaft in die BLS-Werkstatt in Spiez. Die BLS ist stellvertretend für die 128'000 bei der Suva versicherten Betriebe. Das Bahnunternehmen, das seit Anbeginn bei der Suva versichert ist, saniert und erweitert derzeit seine Bahnwerkstatt in Spiez. Dass die Bauarbeiten laufen, während die Werkstatt in Betrieb bleibt, stellt hohe Anforderungen an die Sicherheit.
 
Weltkrieg, Landesstreik, soziale Unruhen
Als die Suva am 1. April 1918 ihren Betrieb aufgenommen hat, war Europa mitten im Ersten Weltkrieg; die Schweiz stand kurz vor dem landesweiten Generalstreik. In diesem explosiven sozial-politischen Umfeld entstand in der Schweiz etwas Substanzielles: Arbeitgeber, Arbeitnehmer und der Bund schufen gemeinsam die Unfallversicherung Suva. Gabriele Gendotti, der Präsident des Suva-Rates, erinnerte in seiner Rede an die Lage der Arbeiter nach der Industrialisierung im 19. Jahrhundert: «Wer einen Unfall erlitt und nicht mehr arbeiten konnte, hatte keinerlei soziale Absicherung. Er und seine Familie verarmten.» Heute sei die Suva ein erfolgreiches Beispiel gelebter Sozialpartnerschaft, so Gendotti: «Der Schutz der Gesundheit und die finanzielle Absicherung für Verunfallte und ihre Angehörigen waren und sind ein Grundstein des sozialen Friedens in unserem Land.»
 
Denn nicht nur die Arbeitnehmer profitieren, auch die Arbeitgeber. Früher bedeutete ein schwerer Unfall für den Arbeiter den Ruin, heute würde es – ohne Versicherung – den Ruin vieler Unternehmen bedeuten, erläuterte Kurt Gfeller, Vizedirektor des Schweizerischen Gewerbeverbands und Vizepräsident des Suva-Rates: «Denn man stelle sich vor: Um die Kosten eines schweren Unfalls zu stemmen, benötigt es die Prämienbeiträge von bis zu 2500 versicherten Personen!»
 
Der Sprung über den ideologischen Schatten
Als Vertreter des Gewerbes habe er das Heu mit den Gewerkschaften nicht immer auf der gleichen Bühne, sagte Gfeller in Richtung von Unia-Vertreter Nico Lutz: «Heute, zum 100. Geburtstag der Suva, aber schon.» Lutz bezeichnete die Suva als «eine Erfolgsgeschichte, weil sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer in dieser Organisation auf die gemeinsamen Interessen konzentrieren und in der Lage sind, über den einen oder anderen ideologischen Schatten zu springen.» Heute sitzen im Suva-Rat je 16 Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter sowie acht Vertreter des Bundes.
 
Felix Weber, der Vorsitzende der Geschäftsleitung, richtete seinen Blick auf die Gegenwart und die Zukunft. Als Folge der Industrialisierung entstanden, verzeichnet die Suva seit den 1980er-Jahren mehr Freizeit- als Berufsunfälle: «Vielleicht wird bei der 200-Jahre-Feier der Suva dies das grosse Thema sein. Denn egal, wie sich die Gesellschaft entwickeln wird, wir werden eine Absicherung brauchen.»


Besichtigung der BLS-Werkstätten in Spiez (v.l.): Kurt Gfeller (Vizepräsident Suva-Rat, Arbeitgebervertreter), Gabriele Gendotti (Suva-Ratspräsident), Felix Weber (Vorsitzender der Geschäftsleitung der Suva), Nico Lutz (Mitglied Suva-Rat, Arbeitnehmervertreter), Franziska Jermann (Mitglied der Geschäftsleitung BLS, Leiterin Personal) und Peter Fankhauser (Mitglied der Geschäftsleitung BLS, Leiter Bahnproduktion). (Foto: PPR/Manuel Lopez)
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